Geschichte und Entstehung elektronischer Schließsysteme 

 

Die wahrscheinlich älteste kriminelle Angewohnheit der Menschheit ist der Diebstahl. In den hochherrschaftlichen Häusern des Adels und der Kirche gab es am meisten zu holen. Gebildete Menschen aus Kirche und Oberschicht verfügten über Zeit und Mittel und erfanden die ersten Schließsysteme. Die Ägypter entwickelten einen Mechanismus komplett aus Holz. In einem Führungskästchen bewegte sich der gelagerte Riegel, nachdem ein Holzschlüssel blockierende Holzklötzchen aus dem Weg räumte. 

In Europa traten die ersten Schlüssel und Schlösser etwa um 1000 n.C. auf. Die Popularität der Macht und Gewalt der Schlüssel (potestas clavium) beförderten die ersten Päpste. Auf vielen Wappen wurden Schlüssel feste Bestandteile der Darstellungen. Im Laufe der Jahrhunderte verfeinerte sich die Schmiedekunst. Auf der Basis des Bartschlüssels, heute noch die Ausgangsform gebräuchlicher Schüssel, entstanden immer raffiniertere Schlösser. Sie verbreiteten sich in Schlössern, Burgen und ab Ende des 18. Jahrhunderts im entstehenden Bürgertum.

 

Das Zylinderschloss und die industrielle Fertigung

 

Ein technischer Durchbruch gelang in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das einfache Bartschloss wurde durch ein Zylinderschloss ergänzt. Der gezackte Schlüssel musste in individueller Reihenfolge mehrere Sicherheitsstifte aus dem Weg räumen, um das Schloss zu öffnen. Eine industrielle Fertigung machte die deutsche Schwerindustrie im Ruhrgebiet möglich. Seit die Hochöfen gewalztes Blech lieferten, wurden die Sicherheitsschlösser zunehmend als Massenware gefertigt. 

Etwa zwanzig Kilometer südlich der großen Hochöfen entstanden in den Städten Velbert und Heiligenhaus erste Fabriken, die Schlösser herstellten. Eine erfolgreiche Ausstellung der Hersteller in Düsseldorf 1880 erzeugte einen guten Ruf und kurbelte das Geschäft und die Zahl der Firmengründungen an. Zur gleichen Zeit wuchsen in Sachsen aus kleineren Handwerksbetrieben industrielle Fertigungsstraßen für Schlösser. Mit der Ballung von Werten in einzelnen Gebäuden stieg die Nachfrage nach Sicherheitsschlössern ständig. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ersannen Fachleute und Ingenieure erste mechanische Schließsysteme.



Das Entstehen von mechanischen Schließ- und Schlüsselanlagen

 

Die Städte erlebten seit Gründung großer Industriebetriebe und deren Verwaltungen großen Zulauf. Auf wenig Raum lebten immer mehr Menschen zusammen, die ihren Privatbereich abschotten wollten und mussten. Die Entwicklung von modernem Leben bedeutete auch, dass immer mehr Behörden und andere Einrichtungen des öffentlichen Lebens Türen, Zugänge, Ausgänge und Schutz benötigten. Der Schlüsselbund einer aktiven Person wuchs ansehnlich und ständig. Ein Gewicht von mehreren Pfund war nicht selten.

Der ersten Idee, baugleiche Schlösser an mehreren Orten zu verwenden, folgten bald technische Verfeinerungen. Die Sicherheitsschlüssel boten die Möglichkeit, mit einer "grob geschliffenen" Form zu Gemeinschaftsschlössern zu passen und durch individuelle Zahnungen auch Einzelschlösser zu bedienen. In die Einzelschlösser untereinander passen die Schlüssel nicht. Das Prinzip der zentralen Schließanlage war erfunden, wie es aus Mehrfamilien- und Hochhäusern bekannt ist. 

 


Was Schließsysteme können müssen

 

Immer feinere Metallverarbeitung und komplexere Schlosskonstruktionen ermöglichten eine zunehmende Anpassung an die benötigten Schließverfahren. Für die Schließsysteme wurden Hierarchien und "Zuständigkeiten" entwickelt. Manche Schlüssel passen in eine Gruppe von Schlössern, aber nicht in Haupteingänge und andere Schlossgruppen. Solche Hauptschlüsselanlagen reduzieren den Schlüsselbedarf beispielsweise in Schulen, in denen Lehrer Zugang zu allen Klassenzimmern brauchen. Gebäudeeingänge und Verwaltungsräume können nur mit Hauptschlüsseln geöffnet werden.

Je nach Aufbau eines Gebäudes und der Zugangsberechtigungen einzelner Personen erlauben Schließsysteme die präzise Zuordnung von Schlüsseln zu "erlaubten" Schlössern. General-, Haupt- und Zentralschlüssel sind Schlossgruppen zugeordnet. Die mechanischen Differenzierungen ermöglichen individuelle "Zugangsprofile" für den jeweiligen Besitzer. In Firmen-, Verwaltungs- und Produktionsgebäuden erhält jeder Mitarbeiter genau die Zugangsberechtigung, die er benötigt und die seiner Funktion entspricht.

 



Mechanik und Elektronik

 

Mechanische Schließsysteme basieren auf Schleif- und Frästechnik und sind trotz ihrer großen Ausdifferenzierung immer noch vom einzelnen Schlüssel abhängig. Eine große Anzahl wird in Umlauf gebracht, was das Verlustrisiko durch einzelne Nutzer erhöht. Wenn ein in der Hierarchie "höherer" Schlüssel verloren wird, kann eine ganze Gruppe von Schlössern wertlos werden. Diese Schlüsselabhängigkeit beseitigt der Einsatz von Elektronik. 

Elektronische Schließsysteme ergänzen oder ersetzen Schlüssel durch erweiterte Identifikationsmerkmale oder in Form von alleinigen Speichermedien wie beispielsweise Chipkarten oder Transponder. Neben den sich gegenseitig ergänzenden mechanischen und elektronischen Systemen der Mechatronik gibt es elektronische Schließsysteme, deren Mechanik ausschließlich den Verschluss bedient. Digitale Auslesegeräte ersetzen bei der Zugangskontrolle alle Schlüssellöcher oder Kartenleseschlitze.

 


Vorteile der elektronischen Schließsysteme

 

Herausragende Eigenschaft der elektronischen Steuerung ist ihre Reaktionsgeschwindigkeit bei Verlusten und Änderungen von Zugangsberechtigungen. Durch Programmierung können elektronische Schließsysteme bzw. ein elektronisches Türschloss sofort und in Minutenschnelle angepasst werden. Bei mechatronischen Anlagen werden die Kosten gesenkt, bei vollelektronischen Lösungen vermieden. 

Verschluss und Zugangsberechtigungen können mit geringem Aufwand auf mehrere Standorte und Gebäude ausgeweitet werden. Sicherheits-Updates vermeiden die Kopierfähigkeit und Manipulation der Zugangswerkzeuge. Das Anbinden an externe Systeme wie Zeiterfassung, Abrechnung, Alarmanlagen, optische Überwachung und Wachkontrolle erhöht Nutzen und Effektivität in Gebrauchs- und Verwaltungsvorgängen.